Wenn von Kickboxen die Rede ist, fällt oft auch der Begriff "Thaiboxen" oder "Muay Thai". Viele Menschen verwechseln diese beiden Kampfsportarten oder halten sie für identisch. Tatsächlich gibt es jedoch bedeutende Unterschiede, die sowohl die Techniken als auch die Philosophie und Kultur betreffen. In diesem Abschnitt beleuchten wir Thaiboxen im Detail und arbeiten die Unterschiede zum Kickboxen heraus.
Muay Thai (thailändisch ausgesprochen "Muai Thai") ist der Nationalsport Thailands und eine traditionelle Kampfkunst mit jahrhundertelanger Geschichte. Der Name bedeutet wörtlich "Thailändisches Boxen" und wird im deutschsprachigen Raum oft als "Thaiboxen" bezeichnet. Muay Thai wird auch als "die Kunst der acht Gliedmaßen" oder "die Wissenschaft der acht Gliedmaßen" bezeichnet, da Kämpfer acht Kontaktpunkte einsetzen: zwei Fäuste, zwei Ellenbogen, zwei Knie und zwei Schienbeine/Füße.
Muay Thai ist ein Vollkontakt-Kampfsport, der im 20. Jahrhundert weltweite Verbreitung fand. Die Sportart erlaubt den Einsatz von Stehschlägen, Tritten (Kicks), Fußfegern (Sweeps), sowie Ellenbogen, Knien und verschiedenen Clinch-Techniken. Diese Vielfalt an erlaubten Techniken macht Muay Thai zu einer der umfassendsten Stand-up-Kampfsportarten.
Das Muay Thai entwickelte sich über Jahrhunderte aus traditionellen Kampfkünsten Thailands. Wenn Schwert und Speer unbrauchbar wurden, benutzte der Krieger seine Beine, Fäuste und Ellbogen zum Kämpfen. Die traditionelle, ursprüngliche Form wird Muay Thai Boran genannt (Boran = traditionell, alt; Wortanleihe aus der Pali-Sprache).
Der erste offizielle Ring für einen Thaibox-Wettkampf wurde 1921 genutzt, und 1929 kamen zum ersten Mal Boxhandschuhe zur Anwendung. Zuvor wurde nur mit Handbandagen gekämpft, oft mit Hanfseilen umwickelt, die manchmal sogar in Harz oder Glasscherben getaucht wurden. Der Tiefschutz wurde traditionell aus Kokosnussschalen gefertigt.
Bis ins Jahr 1929 galten 13 Kokosnussschalen, die ein Loch in der Mitte hatten und ins Wasser gelegt wurden, als Zeitmaß für einen Durchgang. Mit der ersten Schale, die unterging, war der Durchgang beendet. Nach diesem Jahr wurden festgelegte Rundenzeiten eingeführt, je nach Wettkampfklasse zwischen 2 × 2 Minuten bis maximal 5 × 3 Minuten.
Muay Thai gewann nach dem Zweiten Weltkrieg durch Einführung fester Regeln immer mehr an Bedeutung. 1995 gründete die thailändische Regierung den World Muaythai Council, dem heute alle Muay-Thai-Verbände weltweit unterstehen. Der erste offizielle Titelkampf wurde am 26. Juni 1995 ausgetragen.
Stilistisch auffällige Merkmale des Muay Thai sind Ellenbogen- und Knietechniken sowie das Clinchen – Elemente, die im klassischen Kickboxen nicht oder nur eingeschränkt erlaubt sind.
Der Clinch: Eine der charakteristischsten Techniken des Muay Thai ist der Clinch. Dabei halten sich die Gegner im Stehen, versuchen sich aus dem Gleichgewicht zu bringen und treten mit den Knien gegen Oberkörper, Oberschenkel oder sogar den Kopf des Gegners. Der Muay Thai Clinch ist eine hochkomplexe Technik, die Jahre des Trainings erfordert. Kämpfer versuchen, die Kontrolle über den Nacken des Gegners zu erlangen (sogenannter "Plum Clinch"), um ihn zu dominieren und effektive Kniestöße anzubringen.
Ellenbogentechniken: Muay Thai erlaubt den Einsatz der Ellenbogen, die zu den gefährlichsten Waffen im Arsenal eines Thaiboxers gehören. Ellenbogenschläge können horizontal, vertikal, diagonal oder als Spinning Elbow ausgeführt werden und führen häufig zu Schnittwunden, die Kämpfe vorzeitig beenden können.
Knietechniken: Kniestöße sind im Muay Thai allgegenwärtig und können sowohl aus dem Clinch als auch aus der Distanz eingesetzt werden. Besonders gefürchtet sind Kniestöße zum Kopf, die im Clinch ausgeführt werden, während der Kopf des Gegners nach unten gezogen wird.
Schienbeintritte: Eine charakteristische Technik ist der Kick mit dem blanken Schienbein, meist auf den Oberschenkel, Rippenbereich oder Kopf gezielt. Thaiboxer trainieren ihre Schienbeine über Jahre hinweg, um sie zu verhärten und schmerzunempfindlicher zu machen. Die Tritte werden mit voller Kraft ausgeführt und können verheerende Wirkung haben.
Fußfeger (Sweeps): Einige Reglements lassen das Fangen und anschließende Halten des gegnerischen Beines zu, gefolgt von einem Sweep, der den Gegner zu Boden bringt.
Erlaubte Techniken:
Unerlaubte Techniken:
Kampffläche: Muay Thai wird traditionell in einem Boxring ausgetragen, nicht auf einer Matte.
Kampfdauer:
Ausrüstung:
Muay Thai ist tief in der thailändischen Kultur verwurzelt. Vor jedem Kampf führen die Kämpfer den Wai Kru Ram Muay aus, einen rituellen Tanz, der den Lehrern Respekt zollt und den Geist auf den Kampf vorbereitet. Während des Kampfes wird traditionelle thailändische Musik (Sarama) gespielt, deren Rhythmus sich mit der Intensität des Kampfes verändert.
Als Nationalsport ist Muay Thai in Thailand hochgeschätzt. Häufig beginnen Kämpfer das Training bereits als Kind. Es ist nicht unüblich, dass gute Kämpfer ihre Familie bereits im Kindesalter durch den Sport finanziell unterstützen können. Die Wettkämpfer erhalten häufig einen Teil vom Wetteinsatz sowie Preisgelder und sind geachtete Idole.
Auszug aus unserem Sportlexikon, diesmal zum Thema Ball
Artikel-Thema:
Thaiboxen (Muay Thai) - Die Kunst der acht Gliedmaßen
Beschreibung: Das 🤸 Thaiboxen oder auch Muay Thai hat Gemeinsamkeiten mit dem Kickboxen, aber auch erhebliche Unterschiede bei ✅ Technik und Regeln.
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